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Linuxtopia - Red Hat Enterprise Linux Rerenzhandbuch- E-Mail

Kapitel 11. E-Mail

Die Geburt elektronischer Mail (E-Mail) fand in den fr�hen sechziger Jahren statt. Die Mailbox war eine Datei im Home-Verzeichnis des Benutzers, zu der lediglich der Benutzer selbst eine Leseberechtigung hatte. Primitive Mail-Applikationen h�ngten neue Text-Nachrichten an das Ende dieser Datei an, und der Benutzer musste sich durch diese st�ndig wachsende Datei w�hlen, um die entsprechende Nachricht zu finden. Dieses System war lediglich dazu in der Lage, Nachrichten an Benutzer in demselben System zu senden.

1971 wurde das erste Mal eine elektronische Mail �ber ein Netzwerk geschickt. Der Computer-Techniker Ray Tomlinson sendete eine Test-Nachricht zwischen zwei Rechnern mittels ARPANET — dem Vorg�nger des Internet. Kommunikation �ber E-Mail wurde bald darauf sehr popul�r und stellte innerhalb von zwei Jahren 75 Prozent des Netzwerkverkehrs auf dem ARPANET dar.

Heutzutage haben sich die auf standardisierten Netzwerkprotokollen basierenden E-Mail-Systeme zu den am meisten verwendeten Services im Internet entwickelt. Red Hat Enterprise Linux bietet zahlreiche fortschrittliche E-Mail-Applikationen.

In diesem Kapitel werden bekannte, gegenw�rtig verwendete E-Mail-Protokolle und einige Programme, die mit E-Mail im Zusammenhang stehen, beschrieben.

11.1. E-Mail Protokolle

E-Mail wird heutzutage �ber eine Client/Server-Architektur verteilt. Eine elektronische Mail wird mit einem Client-Programm erzeugt. Dieses Programm sendet die E-Mail an einen Server, welcher diese dann an den E-Mail-Server des Empf�ngers weiterleitet. Dort wird die E-Mail dann an den E-Mail-Client des Empf�ngers �bergeben.

Um diesen Vorgang zu erm�glichen, erlaubt eine Reihe von Standardnetzwerkprotokollen verschiedenen Rechnern, welche oft verschiedene Betriebssysteme ausf�hren und verschiedene E-Mail-Programme verwenden, E-Mails zu senden und zu empfangen.

Die folgende Protokolle werden am h�ufigsten f�r das Versenden von E-Mails zwischen unterschiedlichen Systemen verwendet.

11.1.1. Mail Transport Protocols

Die Zustellung von E-Mails von einer Client-Applikation zu einem Server und von einem Absendeserver zu einem Empfangsserver geschieht mittels Simple Mail Transfer Protokoll (SMTP).

11.1.1.1. SMTP

SMTP wird haupts�chlich zum �bertragen von E-Mails zwischen Servern verwendet, ist jedoch auch f�r E-Mail-Clients wichtig. Um E-Mails senden zu k�nnen, muss der Client die Nachricht an einen ausgehenden Mail-Server senden, welcher seinerseits eine Verbindung mit dem Ziel-Server herstellt, um die E-Mail zu �bertragen. Aus diesem Grund ist es wichtig, beim Konfigurieren des E-Mail-Clients einen SMTP-Server anzugeben.

Unter Red Hat Enterprise Linux kann ein Benutzer einen SMTP Server auf dem lokalen Rechner konfigurieren, um eingehende E-Mails zu handhaben. Es ist jedoch auch m�glich, einen ausw�rtigen SMTP Server f�r ausgehende E-Mails zu konfigurieren.

Ein wichtiger Punkt im Bezug auf das SMTP Protokoll ist, dass es keine Authentifizierung ben�tigt. Dies erlaubt es jeder Person im Internet, E-Mails zu jeder anderen Person und sogar zu gr��eren Gruppen zu senden. Genau diese Eigenschaft von SMTP macht Junk-E-Mail oder spam, m�glich. Moderne SMTP Server versuchen dies einzuschr�nken, indem Sie nur bekannten Hosts den Zugriff gew�hren. Server, die solche Einschr�nkungen nicht durchsetzen, werden Open Relay Server genannt.

Sendmail (/usr/sbin/sendmail) ist das standardm��ige SMTP-Programm unter Red Hat Enterprise Linux. Es ist aber auch eine einfachere Server- Applikation mit dem Namen Postfix (/usr/sbin/postfix) vorhanden.

11.1.2. Mail Access Protocols

Es gibt zwei grundlegende Protokolle, die von E-Mail Client Applikationen verwendet werden, um E-Mails von einem Mail-Server abzurufen: das Post Office Protocol (POP) und das Internet Message Access Protocol (IMAP).

Im Unterschied zu SMTP erfordern beide dieser Protokolle, dass die verbindenden Clients sich mit einem Benutzernamen und Passwort authentifizieren m�ssen. Standardm��ig werden die Passw�rter f�r beide Protokolle unverschl�sselt �ber das Netzwerk gesandt.

11.1.2.1. POP

Der standardm��ige POP Server in Red Hat Enterprise Linux ist /usr/sbin/ipop3d und wird mit dem imap-Paket installiert. Das Verwenden eines POP Servers erlaubt E-Mail-Clients, E-Mails von einem Remote-Server herunterzuladen. Die meisten POP E-Mail-Clients sind standardm��ig automatisch so konfiguriert, dass sie Mitteilungen auf dem E-Mail-Server l�schen, wenn sie erfolgreich an das Client-System �bermittelt wurden. Dies kann normalerweise jedoch anders eingestellt werden.

POP ist vollst�ndig kompatibel mit wichtigen Internet Messaging Standards, wie Multipurpose Internet Mail Extensions (MIME), welche es erlauben, Dateien an eine E-Mail anzuh�ngen.

POP ist am besten geeignet f�r Benutzer, die nur �ber ein einziges System verf�gen, auf dem sie ihre E-Mails lesen. POP ist ebenfalls eine gute L�sung, wenn Sie keine st�ndige Verbindung zum Internet oder Ihrem Mail-Server haben. Da POP von Client-Programmen fordert, dass diese nach der Authentifizierung den gesamten Inhalt einer Nachricht herunterladen, kann dies f�r diejenigen mit einer langsamen Netzwerkverbindung eine lange Zeit in Anspruch nehmen, insbesondere, wenn gro�e Dateien an E-Mails angeh�ngt sind.

Die neueste Variante des Standard POP Protokolls ist POP3.

Jedoch gibt es auch eine Anzahl weniger h�ufig verwendeter POP Protokoll Varianten:

  • APOP — POP3 mit MDS-Authentifizierung, wobei ein Hashcode Ihres Passworts, und nicht der unverschl�sselte Passworttext, vom E-Mail-Client zum Server �bermittelt wird.

  • KPOP — POP3 mit Kerberos-Authentifizierung. Weitere Informationen hierzu finden Sie unter Kapitel 19.

  • RPOP — POP3 mit RPOP-Authentifizierung. Verwendet f�r jeden Benutzer eine Identifizierung, �hnlich der eines Passworts, um Anfragen von POP zu authentifizieren. Diese ID ist jedoch nicht verschl�sselt, so dass RPOP nicht sicherer als das Standard-POP ist.

F�r zus�tzliche Sicherheit ist es m�glich, die Secure Socket Layer (SSL) Verschl�sselung f�r die Client-Authentifizierung und den Datentransfer zu verwenden. Dies kann durch den ipop3s Service oder das /usr/sbin/stunnel Programm aktiviert werden. Siehe Abschnitt 11.5.1 f�r weitere Informationen.

11.1.2.2. IMAP

Der standardm��ige IMAP Server in Red Hat Enterprise Linux ist /usr/sbin/imapd und wird mit dem imap-Paket installiert. Bei der Verwendung von IMAP verbleiben die E-Mail-Nachrichten auf dem Server, wo die Benutzer sie lesen oder l�schen k�nnen. IMAP erlaubt den Client-Applikationen auch, E-Mail-Verzeichnisse zur Speicherung und Organisation der E-Mails auf dem Server zu erstellen, umzubenennen oder zu l�schen.

IMAP ist vor allem f�r Benutzer n�tzlich, die ihre E-Mails von verschiedenen Rechnern aus abrufen. Auch Benutzer, die nur mit geringer �bertragungsrate Verbindungen zum Internet oder zu einem privaten Netzwerk herstellen k�nnen, verwenden oft IMAP, da hier als erstes nur der E-Mail Header angezeigt wird, was Bandbreite spart, bis die eigentlichen E-Mails ge�ffnet werden. Der Benutzer hat auch die M�glichkeit E-Mails zu l�schen, ohne sich deren Inhalt anzusehen oder diese herunterzuladen.

Zur Vereinfachung k�nnen IMAP Client-Applikationen Inhalte von E-Mails lokal zwischenspeichern, damit es einem Benutzer m�glich ist, E-Mails zu lesen ohne mit dem IMAP Server verbunden sein zu m�ssen.

IMAP, wie auch POP, ist vollst�ndig kompatibel mit den wichtigen Internet Messaging Standards, wie MIME, was das Anh�ngen von Dateien an E-Mails erlaubt.

F�r zus�tzliche Sicherheit ist es m�glich SSL f�r die Client-Authentifizierung und den Datentransfer zu verwenden. Dies kann durch den imaps Service oder das /usr/sbin/stunnel Programm aktiviert werden. Sehen Sie Abschnitt 11.5.1 f�r weitere Informationen.

Es gibt andere freie und auch kommerzielle IMAP-Clients und Server, die das IMAP-Protokoll erweitern und �ber zus�tzliche Funktionen verf�gen. Eine vollst�ndige Liste finden Sie unter https://www.imap.org/products/longlist.htm.

 
 
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